Fachtagung "Wirtschaftliche Imkerei" 2018

Start ins neue Bienenjahr

Es ist schon Tradition, dass die Imker der Oberpfalz ihr Jahr an der Imkerschule Aschach mit einer Fachtagung „Wirtschaftliche Imkerei“ starten. Die Stimmung der Vorsitzenden von Vereinen und Bezirksverband trübt aber ein erheblicher Mangel an Referenten und staatlichen Beratern.

Richard Schecklmann über Personalnot, Fortbildungswesen und Förderprogramme

Bild: Johann Schön

Richard Schecklmann, der Bezirksvorsitzende der oberpfälzer Imker, beschreibt die Situation wie folgt: „Die Zahl an Jungimkern steigt seit etlichen Jahren. Da die Herausforderungen der Bienenhaltung aber nicht geringer werden, bedeutet das einen zusätzlichen Bedarf an Schulung und Beratung. Der Staatliche Fachberater für Bienenzucht in der Oberpfalz steht aber schon mehr als ein Jahr nicht mehr zur Verfügung. Das Bieneninstitut in Veitshöchheim – selbst personell knapp besetzt – kann nur sporadisch aushelfen. Die meisten Anfängerkurse und Fortbildungen auf Vereinsebene können nicht mehr durch staatliches Fachpersonal gehalten werden.“

Für die Kurse an der Imkerschule Aschach fanden Schecklmann und das Bieneninstitut für dieses Jahr eine tragbare Lösung. Alexander Titz vom Kreisverband Sulzbach-Rosenberg leitet seit letztem Herbst alle Schulungen des Bezirksverbands. Der „Helfer in der Not ist aber keinesfalls eine Notlösung“. Titz ist Bienenfachwart, betreut seit Jahren den Nachwuchs seines Kreisverbandes, organisiert Jungimker-Wettbewerbe und wurde wegen seines Engagements vom Landesverband zum Obmann für Nachwuchs, Aus- und Weiterbildung berufen. Auch in dieser Funktion hat er viele neue Impulse gesetzt.   

Erfreuliches konnte Schecklmann über die Entwicklung der staatlichen Bienenförderung berichten. So werden die Aufwandsentschädigungen für Bienengesundheitswarte und die Königinnenzucht verdoppelt. Das Verfahren für die Untersuchung zur Qualitätssicherung von Honig wird vereinfacht und über den Bienengesundheitsdienst abgewickelt.

Gerhard Müller-Engler über "Wirtschaftliche Imkerei"

Bild: Johann Schön

Den Teil „Wirtschaftliche Imkerei“ übernahm Gerhard Müller-Engler, Staatlicher Fachberater für Unterfranken und Mittelfranken und Mitarbeiter am Institut für Bienenkunde und Imkerei (IBI) Veitshöchheim. Der Referent bestach durch einen enormen Schatz an Details aus der Wirtschaftlichkeitsprüfung in der Imkerei.

Am Beispiel eines Freizeitimkers mit 10 Völkern, errechnet er Kosten von drei Euro pro Kilo Honig allein für die Bienenhaltung, als technische Kosten (Schleuder, Lager, Gläser usw.) kommen nochmal mindestens 1,50 € dazu. Ein Lohn für den Imker ist da noch nicht eingerechnet. Rechnet man übliche Spannen in der Vermarktung vieler Lebensmittel, so müsste das Kilo Honig zu 13,50 Euro an den Verbraucher gehen. Im Einzelhandel wird Deutscher Honig oft zu Preisen von sieben bis acht Euro je Pfundglas verkauft.
Mehr als 70% des in Deutschland produzierten Honigs gehen in Eigenvermarktung an den Verbraucher. Erträgliche Preise kann der Imker dabei erzielen, wenn er auf Regionalität und eine starke Marke setzt. Produktfrische, kurze Transportwege und eine Orientierung am Tierwohl werden vom Kunden honoriert und eher der regionalen Erzeugung zugeschrieben. Leider gibt es keine verbindlichen Kriterien für die Kennzeichnung „Regional“.  Bio-Siegel haben – auch durch das große Angebot bei Discountern – etwas an Begründung für höhere Preise verloren. Marken wie „Echter Deutscher Honig“ des Imkerbundes zeichnen sich durch hohe Qualitätsstandards, durch strenge Kriterien bei der Vergabe von Nutzungsrechten an der Marke  und ein Kontrollsystem aus, das die Einhaltung der Anforderungen laufend überprüft.

Einen Einblick in die Beratungstätigkeit des IBI gab Müller-Engler anhand  beispielhafter Raum- und Geräteplanungen für Freizeit-, Nebenerwerbs- und Berufsimker und er stellte umfassend die drei großen Prozessabläufe für Honig, Wachs und Hygiene dar. Amüsiert zeigte er sich stellenweise über die große Investitionsbereitschaft der Freizeitimker, aber wo Engagement und Hobby zusammentreffen, da wird nicht immer mit spitzem Bleistift gerechnet. Das ist gut so, denn schließlich machen die Freizeitimker über 95% der Bienenhalter aus, und ohne sie sähe es schlecht um die flächendeckende Bestäubung aus.

Zum Schluss: Das neue Varroa-Mittel Lithium-Chlorid
Müller-Engler hofft, dass sich die hohen Erwartungen in das Mittel – entdeckt von der Uni Hohenheim – bestätigen. Nach Lebensmittelrecht wäre es völlig unbedenklich, da sich L-C auch in Heilwässern findet. Mit einer Arzneimittelzulassung ist erst in etwa drei Jahren zu rechnen. Der Fachmann warnte aber die Imker eindringlich, jetzt in Eigenregie zu experimentieren und selbst ein Mittel zusammen zu mischen, denn in Versuchen haben sich teils auch erhebliche Brutschäden gezeigt. Wirkungsweise und bienenverträgliche Anwendung müssen noch eingehend  untersucht werden.

Autor: Johann Schön