Das Waldmünchner Bienenleben im Winter

10. Februar 2020
Rubrik: Presse
Von: Ingrid Milutinovic
Imkern Waldmünchen
Von außen ganz ruhig - aber im Inneren sind die Bienen bereits eifrig. Fotos: Ingrid Milutinovic
Imker Kreisverband Waldmünchen - Claudia Brückl
Claudia Brückl bereitet den Stock für den Sommer vor. Fotos: Ingrid Milutinovic

Bienen halten Winterschlaf? Der Imker hat im Winter keine Arbeit? Stimmt alles nicht, sagt Claudia Brückl. Sie weiß, wovon sie spricht, ist sie doch Imkerin mit Leib und Seele und Vorsitzende des Imkerkreisverbandes Waldmünchen.

Damit nicht genug: Der Kreisverband wurde 2019 durch Landrat Franz Löffler mit dem Umweltschutzpreis des Landkreises Cham ausgezeichnet. Mit dieser Auszeichnung wurde der Einsatz für die Umwelt ausgezeichnet. Besonders ins Gewicht fiel das Anlegen einer Streuobst- und einer Blumenwiese, das Weitergeben von erworbenem Wissen und die Führungen für Kinder - ein riesiges Programm also.

Aber wie ist das jetzt mit den Bienen im Winter, welche Aufgaben hat der Imker hierbei? Claudia Brückl zählt auf: Es beginnt mit einer ersten Behandlung der Bienen zum Sommerende mit Ameisensäure gegen die Varroamilbe, einer biologischen Behandlung, wobei die Ameisensäure auf das Volk gestellt wird und innerhalb von ungefähr zehn Tagen verdampft. Eine zweite Behandlung mit Oxalsäure – hier werden die Bienen beträufelt – ist im Dezember notwendig

Nahrung für den Winter

Wenn das „natürliche Futter“ von den Blüten fehlt und der Imker sich an dem von den Bienen produzierten Honig bedient hat, muss er seine Bienen einfüttern. Bis Oktober kommt hierbei Zuckersirup oder Zuckerwasser zum Einsatz– ungefähr 21 Kilogramm Sirup pro Volk. Der Zucker ist für die Bienen Energielieferant. Diese Energie benötigen sie dringend. Die Tierchen bilden eine Wintertraube, in der Mitte sitzt die Königin. Diese muss kuschelig warm gehalten werden – ungefähr 35 Grad. Und da ist es wie bei den Pinguinen, sagt Brückl. Es ist ein steter Wechsel von innen nach außen, damit jede Biene einmal in den Genuss der Wärme kommt.

Die Königin verlässt jetzt die Brut nicht mehr und ist auf das Volk angewiesen. Auch jetzt ist der Imker gefragt. Regelmäßig muss er kontrollieren, ob die Tierchen genügend Futter haben, eventuell muss er nachfüttern, was aber schwierig ist, da ein direkter Kontakt zur Bruttraube gewährleistet sein muss.

Bereits im Januar oder Februar beginnt die neue Saison für den Imker. Das Volk baut sich langsam auf. Mit offenen Augen muss er jetzt die Natur betrachten. Wann kommt die erste wichtige Eiweißnahrung in Form von Pollen - zum Beispiel von der Haselmuss? Wie haben die Bienen überwintert? Ist keine Königin verloren gegangen? Tote Bienen (die gibt es immer mal) müssen aus den Stöcken entfernt werden und vieles mehr ist zu tun. Auch die Größe der Völker muss kontrolliert werden. Die natürliche Vermehrung der Bienen geschieht dann im Mai oder Juni. Ist ein Volk zu groß, kann die Jungkönigin bleiben, die alte Königin zieht mit ihrem Schwarm weiter.

Aber nicht nur am Bienenstock selber ist der Imker auch während der Wintermonate gefragt. Das Wachs muss verarbeitet werden, alte Rahmen werden eingeschmolzen oder gerichtet – es sind viele technische Arbeiten im Hintergrund, die notwendig für ein neues erfolgreiches Bienenjahr sind. Und letztendlich muss natürlich auch der gewonnene Honig verkauft werden.

Verzicht und Mehrarbeit

Und wie ist das mit den Blühwiesen? Auch darauf weiß Claudia Brückl eine Antwort. „Der Landwirt alleine kann es nicht richten, jeder einzelne kann etwas zur Artenvielfalt beitragen. Selbst das schönste Insektenhaus ist nutzlos, wenn nicht eine entsprechende Wiese als Nahrungsquelle zu finden ist.“ Weitere Tipps hat sie auch noch: Unkrautvernichtungsmittel sparsam verwenden, lieber mal auszupfen. Zu viel Mähen muss nicht sein – es vernichtet den Lebensraum vieler Insekten. Verblühte Pflanzen im Herbst als Rückzugsort oder Nahrungslieferant stehenlassen.

Wer neugierig geworden ist und die Imkerei ausprobieren möchte, kann das Angebot „Probeimkern“ in Waldmünchen nutzen. Von den Interessenten des vergangenen Jahres sind ungefähr die Hälfte begeisterte Imker geworden. Unter fachkundiger Anleitung kann auf dem Lehrbienenstand ein „Ableger“ betreut werden.

Quelle: Mittelbayerische Zeitung - Ingrid Milutinovic